Pressemitteilungen CC.Selvin.500px photo 39881360


Politik ist gegen hohe Medikamentenkosten gefordert

„Das Thema Krebs wird in Deutschland von Öffentlichkeit und Politik intensiv verfolgt. Zugleich haben nur wenige Menschen eine Vorstellung davon, wie rasant sich die Erkrankung längst auch in ärmeren Ländern verbreitet und mit welch verheerenden Konsequenzen.“, stellt Max Klein von der BUKO Pharma-Kampagne fest. Anlässlich des Weltkrebstages am vierten April ist es daher dringend geboten, den Blick zu weiten und die globale Dimension des Problems zu begreifen. So schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass bis 2040 weltweit der relativ größte Zuwachs an Krebserkrankungen auf die Länder niedrigen Einkommens entfallen wird, sie geht gar von einer Verdopplung aus.

Eine ganz elementare Rolle für Krebs-PatientInnen spielen die oft hohen Medikamentenkosten. Der große Unterschied zwischen Globalem Norden und Süden ist allerdings: In ärmeren Ländern sind häufig selbst altbewährte Präparate für die Menschen nicht bezahlbar oder gar nicht verfügbar. Recherchen der Pharma-Kampagne im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass beispielsweise in Äthiopien sogar ein seit Jahrzehnten eingesetzter Wirkstoff wie Tamoxifen für viele Frauen mit Brustkrebs nicht finanzierbar ist.

Aber auch in Ländern mittleren Einkommens, wo heute der größte Teil der armen Weltbevölkerung lebt, sind die finanziellen Bürden für Menschen und Versorgungssysteme extrem hoch. Das macht ein Blick nach Südafrika deutlich: Prognosen aus der Fachliteratur zufolge, werden dort nicht-übertragbare Erkrankungen wie Krebs im Jahre 2030 die häufigste Todesursache sein. Salomé Meyer von der südafrikanischen NGO-Gruppe Cancer Alliance sieht gravierende Folgen: „Mit dem zu erwartenden Anstieg von Krebsfällen in Südafrika wird die Finanzierbarkeit von Krebspräparaten für das Gesundheitsministerium eine der größten Herausforderungen sein. Dies gilt umso mehr angesichts des Bestrebens der Regierung, ein nationales Gesundheitsversicherungssystem aufzubauen.“ Hier zeigt sich, wie stark das nachhaltige Entwicklungsziel einer Gesundheitsversorgung für Alle mit der Realität hoher Preise kollidiert. Die Aktivistin beklagt zudem, dass der Fokus vieler politisch Handelnder – national und international – noch zu eng auf die Belastung durch Infektionskrankheiten gerichtet ist. Damit wird zugleich das zivilgesellschaftliche Engagement erschwert: „Die Finanzierung für aktivistische Arbeit rund um die Zugangsprobleme für Krebs-PatientInnen in ärmeren Ländern bleibt eine Baustelle. Fördernde Einrichtungen fokussieren sich weiterhin vor allem auf HIV, Tuberkulose und Malaria sowie momentan auf Covid-19.“

„Die deutsche Politik hat sich vor der Covid-19-Pandemie im Bereich Global Health bei einigen wichtigen Themen hervorgetan – die globale Schräglage in der Krebsversorgung gehörte jedoch eher nicht dazu. Dabei gäbe es viele politische Ansatzpunkte für die Verbesserung der Situation.“, betont Max Klein. Ein wichtiger Faktor für die Preisreduktion und damit besseren Zugang zu Therapien ist die Förderung von stärkerem und transparenterem Wettbewerb auf dem Markt. Viele große Firmen versuchen ihre Monopolstellung auch in ärmeren in Ländern durch klassische Patent-Tricksereien wie etwa das sogenannte „Evergreening“ zu verteidigen. Zudem wird gerade der onkologische Markt weltweit mit Schein-Innovationen geflutet. Zeitgleich fallen viele günstigere Nachahmerpräparate („Biosimilars“) noch unter unnötig aufwändige Regularien, beispielsweise an wichtigen Standorten wie Indien. Es verwundert nicht, dass Länder wie Thailand es angesichts inadäquater Preise in den vergangenen Jahren aus der Not heraus mit Zwangslizenzen im Krebsbereich versucht haben, in einigen Fällen mit deutlichem Erfolg.

Ein besonders im Globalen Norden oft postulierter Ansatz verspricht hingegen wenig Wirkung, konstatiert Max Klein: „Wir sehen nicht zuletzt in der globalen Covid-19-Pandemie, dass die politische Ausrichtung auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie die grundlegenden Zugangsprobleme für Millionen Menschen absolut nicht löst.“

Mit ihrem Projekt „Unbezahlbar krank? Krebserkrankungen im globalen Süden und das Gesundheitsziel einer universellen Versorgung“ will die BUKO Pharma-Kampagne dem Thema mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen und eine Debatte um geeignete Lösungen anstoßen. Informationen zum Projekt: Unbezahlbar krank?

Gesamte Pressemitteilung als PDF 

Kontakt:
Max Klein Tel. 0521 – 96879481
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
BUKO Pharma-Kampagne August-Bebel-Str. 62
33602 Bielefeld
Tel. 0521-60 550
www.bukopharma.de