Mutter-Kind-Gesundheit


Projektvorhaben 2022 bis 2024

Die durch COVID-19 hervorgerufenen Engpässe in der globalen Gesundheitsversorgung trafen viele Menschen unvermittelt und hart. Der Shutdown von Einrichtungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit hat mitunter dazu geführt, dass sich die Situation für Mütter und ihre Familien erneut drastisch verschlechtert hat, nachdem zuvor große Fortschritte erzielt werden konnten, wie z.B. die Senkung der Müttersterblichkeit. 

In vielen Ländern war es Schwangeren durch die nationalen und regionalen Lockdown-Maßnahmen nicht möglich, Vorsorge- bzw. Nachsorge-Untersuchungen wahrzunehmen oder dringend benötigte Medikamente zu besorgen. Vielerorts wurden Gesundheitsangebote sogar komplett eingestellt oder wurden schwerer zugänglich. Medizinisches Personal wurde aus anderen Bereichen abgezogen und Ressourcen wurden umgeschichtet, um die Versorgung von COVID-19 PatientInnen sicherzustellen. Das führte in Krankenhäusern und in Gesundheitsstationen zu starken personellen Engpässen sowie einem gravierenden Mangel an medizinischem Material.

ExpertInnen schätzen, dass es durch den Rückgang von Vor- und Nachsorge-Terminen auch an essenzieller Aufklärung der werdenden Mütter fehlt. Das werde unter anderem dazu führen, dass sich weniger Mütter für das exklusive Stillen entscheiden. Eine schlechtere Gesundheit und Tausende zusätzliche Todesfälle bei Säuglingen wären die Folge.

Weiterreichende Folgen sind zu befürchten. In Bangladesch und Nepal wurde bspw. ein Rückgang von über 80% in der Behandlung von Kleinkindern mit einer schweren akuten Unterernährung verzeichnet. In Indien sanken die Impfquoten von Kindern mit dem DPT-Impfstoff (Diphtherie, Tetanus und Keuschhusten) um 35%, in Pakistan sogar um 65%. Die Unterbrechung von Impfaktionen und Gesundheitsdiensten werde laut UNICEF allein in Südasien im Jahr 2020 - im Vergleich zum Vorjahr - zu mehr als 228.000 zusätzlichen Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren führen.

Hinzukommend könnte, dass durch die pandemiebedingten Einschränkungen 12 Millionen Frauen in Ländern mittleren und niedrigen Einkommens ihre Empfängnisverhütung unterbrochen haben. Daraus resultieren laut dem United Nations Population Fund (UNFPA) knapp 1.4 Millionen ungewollte Schwangerschaften.

Was wird wie untersucht?

Die Verbesserung des Zugangs besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheits- und Arzneimittelversorgung spielt in unserer Bildungs- und Advocacy-Arbeit eine herausragende Rolle. Das beantragte Projekt nimmt insbesondere die Lücken in der Gesundheitsversorgung von Frauen und Kindern weltweit unter die Lupe. Um aktuelle Informationen zur Thematik zusammentragen, wird zunächst eine Literaturrecherche und eigene Datenerhebung durchgeführt. Dazu werden Interviews mit VertreterInnen von NRO und Behörden, ÄrztInnen und anderem Gesundheitspersonal in diversen Ländern des globalen Südens geführt. Die Ergebnisse fließen in die Bildungsarbeit und geplanten Aktivitäten ein.

Welche Aktivitäten sind geplant?

Im Rahmen des Projekts erstellen wir bis Ende 2022 Bildungsmaterialien, u.a. Kurzfilme und Podcasts, die anschließend Grundlage für die Planung und Durchführung von Veranstaltungen an Universitäten und Schulen sein werden. Der erste Veranstaltungszyklus beginnt mit dem Sommersemester 2023. Die Veröffentlichung einer Fachbroschüre ist für das Frühjahr 2023 geplant. In der zweiten Jahreshälfte können Vorträge und Infoveranstaltungen besucht werden. In zwei Wochen im Herbst 2023 geht zudem das Straßentheater „Schluck & weg“ auf Tournee und stellt die Projektergebnisse in 12 deutschen Städten auf künstlerische und unterhaltsame Art und Weise dar. DozentInnen, WissenschaftlerInnen, Studierende und VertreterInnen aus NRO werden zu einer abschließenden Konferenz eingeladen. Diese findet im Frühsommer 2024 statt.

Was ist also das Ziel des Projektes?

Um die Situation für Mütter und ihre Familien nachhaltig verbessern zu können, wie es die Agenda 2030 vorsieht, braucht es qualifizierte Recherche, Austausch auf und zwischen unterschiedlichen Ebenen sowie die Formulierung von Problemen und möglichen Lösungsansätzen. Wir möchten dazu beitragen, indem wir Informationen sammeln, bereitstellen und den Dialog mit Studierenden und Lehrkräften in den Fachrichtungen Medizin und Gesundheitswissenschaften, EntscheidungsträgerInnen aus Politik/Verwaltung und der breiten Öffentlichkeit suchen. Dies wird gebraucht, um einerseits aktuelle und zukünftige ExpertInnen über die Thematik zu informieren und andererseits die Gesellschaft zu sensibilisieren. 

Weitere Informationen und bereits veröffentlichte Untersuchungsergebnisse zu den Folgen der Covid-19-Pandemie stehen Ihnen schon auf unserer separaten Projektwebsite zur Verfügung. Frühere Aufführungen der Theatergruppe zum Thema  können auf dem Blog von Schluck & weg eingesehen werden.